Vinifera Ventura

Vallée de la Lienne, Wallis

Ein visionäres Projekt

Im Jahre 2011 erwarben vier Weinfreunde eine kleine, knapp 1 ha grosse Parzelle im «Vallée de la Lienne» im Wallis und gründeten Vinifera Ventura. Die Vision war von Anfang an klar: Einen Wein zu produzieren in einer Umgebung, die etliche Pflanzen- und Tierarten beherbergt und somit die Biodiversität fördert. Dafür musste man sich zuallererst für eine geeignete Traubensorte entscheiden. Um möglichst wenig Eingriffe und Interventionen (Pflanzenschutzmittel) im Rebberg durchführen zu müssen, entschied man sich für die relativ neue, pilzresistente Sorte Cabernet Blanc.

Um überhaupt mit dem Projekt starten zu können, mussten die alten Pinot Noir-Stöcke entfernt und die ganze Parzelle terrassiert werden. 2012 wurden die ersten Setzlinge gepflanzt. Nach klimatisch schwierigen Anfangsjahren, konnte im Jahr 2016 der erste Jahrgang des «Shot» gekeltert werden. Drei Jahre später erhielt das Projekt die Bio-Knospe Zertifizierung und belegte mit dem Jahrgang 2018 bereits den 2. Rang des Bioweinpreises Schweiz in der Kategorie Weissweine.

Terroir und Anbau

Typisch für den Walliser Weinbau und auch hier im Vallée de la Lienne nicht anders: die extrem steilen und schwierig zu bewirtschaftenden Wienlagen. Der Boden ist sehr mager, alkalisch und kalkhaltig auf hellem Schiefergestein. Dank der Südost-Ausrichtung wird das Abtrocknen des Taus durch die Morgensonne gefördert und so die Entwicklung von Mehltau minimiert. Da der Rebberg am Nachmittag der Sonne eher abgewendet ist, bleibt das Mikroklima genug kühl, um in den Beeren eine feine Aromatik auszuprägen. Die Höhenlage fördert die Aromaausbildung zusätzlich.

Biodiversitätsförderung und Nachhaltigkeit im Vordergrund

Bereits in den ersten Jahren wurden Samen von Wildpflanzen verstreut und die Zwischenräume und Terrassen mit vielen Sträuchern, wie Weinbergpfirsichen bepflanzt. In Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach wurden im März 2019 in den grösseren Zwischenräumen und Böschungen 26 verschiedene, einheimische Sträucher gepflanzt, welche neuen Lebensraum für Insekten und Vögel bieten. Dabei konnte ermittelt werden, dass im Vergleich zu anderen Walliser Weinböden äusserst viele Regenwürmer und andere Bodenlebewesen vorkommen. Grund dafür ist die vielfältige Begrünung und die enorm verminderte Bodenbelastung aufgrund von schweren Maschinen. Der Eingriff im Rebberg ist zu 80 % kleiner im Vergleich zu herkömmlichen Weinbergen und Rebsorten!

Cabernet Blanc – Neu und doch schon ein Klassiker?

Der berühmte Schweizer Rebsorten-Züchter Valentin Blattner experimentierte in den 90er Jahren an Züchtungen mit der weltweit meistangebauten europäischen Rebsorte Cabernet Sauvignon und amerikanischen und asiatischen Resistenzpartnern. Einer daraus resultierenden, vielversprechenden Pflanze gab er den an die klassische Sorte erinnernde Namen «Cabernet Blanc».

Gegenüber dem echten Mehltau und Botrytis (Grauschimmelfäule) weist die Sorte eine sehr hohe und gegenüber dem falschen Mehltau eine hohe Resistenz auf. Dies zeigte sich zum Beispiel im schwierigen Jahr 2021, als die Witterung vorwiegend nass und feucht war. Viele Winzer mussten aufgrund von Fäule und Mehltau grosse Ernteeinbussen verzeichnen. Die Cabernet Blanc-Trauben hingegen überstanden das Jahr ohne grosse Verluste und waren qualitativ auf höchstem Niveau.

Aromatisch erinnert Cabernet Blanc an Sauvignon Blanc, was aufgrund der Kreuzung mit Cabernet Sauvignon auf der Hand liegt. Und doch hat die Sorte ihren ganz eigenen Geschmack. Zur Stachelbeeraromatik kommen exotische Noten, dazu eine ausgeprägte Mineralität. Zudem weist die Sorte, am richtigen Standort angebaut, eine tolle Frische auf, die den Wein ausgewogen und harmonisch macht.

 

Nicolas Zufferey - Verantwortlich für die Vinifikation des Shot Cabernet Blanc

Steinwall mit integrierter Nisthilfe, welcher Lebensraum für Hermeline, Wiedehopf und Eidechsen bietet.

Die Zwischenräume der Terrassen haben Wildwiesencharakter